InStyle trifft "24"-Hauptdarsteller Kiefer Sutherland, der gerade auch in dem spannenden Kinothriller "Nicht
auflegen!" zu sehen war, am Set der Serie. Vor der beigefarbenen Halle duftet es nach Gegrilltem. Mittagspause. Kiefer
Sutherland sitzt neben Kollegen auf einer Holzbank vor dem Studio und verspeist einen frisch zubereiteten Hamburger. "Ach,
da sind Sie ja schon. Prima. Ich esse nur schnell auf, dann kann's losgehen", sagt er.
Der Sohn von Schauspielerlegende Donald Sutherland trägt eine helle Jeans, ein blaues Hemd und dazu eine Rolex-Uhr am
Handgelenk. Der 36-Jährige ist wieder ein großer Star. Längere Zeit war es um den Schauspieler, der in den Achtzigern und
Neunzigern einen Leinwanderfolg nach dem anderen drehte (u.a. "Flatliners", "Eine Frage der Ehre"), ruhig geworden, bis er
dann 2001 mit der Serie "24" ein riesiges Comeback feierte.
Kiefer Sutherland hat inzwischen aufgegessen und führt uns durch die gigantische Kulisse. In seinem Filmbüro setzen
wir uns. Normalerweise stellt er hier die Fragen. Rollentausch. Ein Verhör über die Serie, Mode und Cool-sein.
Sie, ein großer Kinostar, haben zum Fernsehen gewechselt. Geht man den Weg in der Regel
nicht in die andere Richtung?
Ja, in der Regel wohl schon. Es gibt viele Schauspieler, die durch Fernsehserien sehr bekannt
geworden sind und eine Menge Geld verdienen, aber trotzdem viel lieber in Kinofilmen mitspielen würden. Bei mir war es
anders. Früher hätte ich eine derartige TV-Rolle kategorisch abgelehnt. Ich hatte mir eine Auszeit vom Kino genommen und
als ich dann das Skript von "24" in die Hände bekam, dachte ich mir, dass ich es doch mal probieren könnte.
Bevor Sie in "24" auftauchten, hatte man Sie lange nicht auf der Leinwand gesehen...
Das stimmt. Ich war ausgebrannt, hatte keine Freude mehr am Drehen und die Filme, die ich
gemacht hatte, waren auch keine wirklichen Erfolge mehr. Da entschied ich mich für diese Pause. Früher waren die Grenzen
zwischen Fernsehen und Kino ganz fest gesteckt. Kino war anspruchsvoll, Fernsehen oft sehr schlichte Massenware. Das ist
jetzt anders. Serien wie "Sex And The City", "Ally McBeal" oder "Die Sopranos" haben gezeigt, dass es möglich ist, gutes
und anspruchsvolles Fernsehen zu machen, und das ist uns glaube ich auch bei "24" gelungen. Schauspieler wie George Clooney
oder Sarah Michelle Gellar haben erst beim Fernsehen Karriere gemacht, bevor sie Leinwandstars wurden. Das wäre vor zehn,
15 Jahren undenkbar gewesen. Ich glaube, dass es "24" problemlos schafft, sich in die Top-Fernsehserien einzureihen: Die
Drehbücher sind von hoch bezahlten und sehr begabten Autoren verfasst worden, das Set mit sehr viel Liebe zum Detail
eingerichtet und auch in Sachen Licht und Ton wurde nicht gespart. Außerdem drehen wir nicht auf Videomaterial, sondern mit
Kinofilmkameras. Und den Unterschied sieht man auch bei jeder Szene.
Viele Männer reden sehr ungern über ihre Gaderobe und ihren Look. Sie auch?
Nein, überhaupt nicht. Mode interessiert mich sehr und ich bin der Meinung, dass es als Mann
heute genauso wichtig ist, gut angezogen zu sein wie als Frau.
Gibt es Männer, deren Stil Ihnen imponiert?
Der von David Bowie und Lenny Kravitz. Das sind nicht nur Männer, deren Musik ich sehr mag,
sondern deren Stil ich auch schätze. Bowie steht mehr für den exzentrischen Look, Kravitz für den rockigen, schlichten.
Aber beide sind coole Typen, die ihren ganz speziellen Look haben.
Wie würden Sie denn Ihren Look beschreiben? Auch als cool?
Als sehr fassettenreich. Ich trage gern T-Shirts und Jeans, aber fühle mich auch in einem gut
geschnittenen Anzug sehr wohl. Boss, Armani, Dolce & Gabbana, aber auch Comme des Garcons sind die Designer, die ich sehr
schätze.
Vor gut einem Jahr war die halbe Welt mit Ihnen zuplakatiert. Auf den Postern ging es aber
nicht um "24"...
Ach, Sie spielen sicherlich auf die GAP-Kampagne an, oder? Die Modefirma fragte mich, ob ich
Lust hätte, an einer Werbekampagne für sie mitzuwirken. Und da ich finde, dass GAP ziemlich gute Mode zu vernünftigen
Preisen macht, habe ich zugesagt. Und so hing ich überall in deren Läden und an Bushaltestellen. Habt ihr GAP auch in
Deutschland?
Ja. Es gibt nur nicht so viele Shops wie in den USA. Man findet sie fast nur in Großstädten
wie München oder Berlin.
Hing ich dort auch überall?
Ja. In München hingen Sie in den Schaufenstern. Könnten Sie sich vorstellen, auch für
andere Designer Werbung zu machen?
Bei entsprechenden Angeboten würde ich das von Fall zu Fall entscheiden.
Wie halten Sie sich fit? Treiben Sie regelmäßig Sport?
Ja, ich reite wahnsinnig gern. Ich habe jahrelang eine Ranch besessen, auf der ich immer so
zwischen 16 und 20 Pferde hatte. Und ich kann Ihnen sagen: Die halten einen ganz schön auf Trab. Auch Rodeo hat mir viel
Spaß gemacht, ich habe mich früher sogar an Wettbewerben beteiligt. Jetzt, während ich drehe, versuche ich ab und zu ein
bisschen zu laufen oder hin und wieder Fitnesstraining zu machen. Aber bei meinen langen Arbeitstagen bleibt mir dazu
leider viel zu wenig Zeit.
Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Drehtag am liebsten?
Erst mal kommt das Fernseh-Make-Up runter, dann ziehe ich zu Hause eine weite, bequeme Jeans
und ein T-Shirt an. Danach schlüpfe ich meistens in Holzclogs. Die sind wahnsinnig bequem, weil man sie ohne Socken tragen
kann. Außerdem lese ich viel, schlafe oder gehe mit Freunden essen.
Was kommt nach "24"? Haben Sie schon weitere Pläne?
Gerade haben wir hier aufgrund des großen Erfolgs mit den Dreharbeiten zur dritten Staffel der
Serie "24" begonnen. Was dann kommt - mal schauen. Wahrscheinlich werde ich mich danach erst mal wieder etwas erholen. Aber
bestimmt nicht noch mal mehrere Jahre lang...
© Luin Okt. 2003
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