Für Sie 6/2004

Dieser Typ macht's spannend

von Georges Pauly

Ausgerechnet eine Krimiserie im Fernsehen hat Kiefer Sutherland einen Golden Globe eingebracht und den 37-Jährigen in Hollywoods erste Liga befördert.
Das Konzept ist so einfach wie genial: Bei "24", einem Thriller in Echtzeit, dauert ein Fall 24 Stunden gleich 24 Folgen. In der zweiten Staffel muss Terrorfahnder Jack Bauer (Kiefer Sutherland) einen Atomanschlag auf Los Angeles verhindern.

Hätten Sie gedacht, dass Sie ausgerechnet mit einer Fernsehserie solchen Erfolg haben würden?
Nein. Natürlich fand ich das Konzept großartig, aber das Publikum entscheidet. "24" war ein Glücksfall, und ich bin froh, dabei zu sein. Es hätte auch anders ausgehen können.
Befürchten Sie, dass Ihnen das Engagement beim Fernsehen als Niederlage in der Filmbranche ausgelegt wird?
Darüber habe ich nicht nachgedacht. Mir ging es darum, mehr Zeit mit meiner Tochter Sarah zu verbringen. Weil "24" in Los Angeles gedreht wird, war das die beste Gelegenheit, Geld zu verdienen und meine Vaterpflichten wahrzunehmen.
Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?
Wunderbar. Wir haben viel Spaß zusammen, und sie hält mich jung. In puncto Musik kann ich allerdings nicht mithalten. Sie schwärmt für Gruppen, deren Namen ich vorher nicht kannte.
Ansonsten leben Sie in Toronto. Warum?
Ich hasse Hollywood - es ist ein Haifischbecken. Die Bosse haben alle Macht, machen dich fertig, halten sich nicht an Absprachen und behandeln dich wie Dreck. Wer in Los Angeles lebt, ist ihnen ausgeliefert. Ich kann mir vorstellen, ich arbeite hier nur. Das entlastet mich mental.
Ihr Vater gilt als einer der größten Schauspieler. Fühlten Sie sich davon unter Druck gesetzt?
Als ich jung war, begriff ich nicht, wie großartig er spielt. Ich habe mir seine Filme nicht angesehen. Später, nachdem ich die meisten geguckt hatte, wusste ich, diese Schuhe sind zu groß für mich. Ich habe nie versucht, ihn zu kopieren.
Halten Sie Kontakt zu ihm?
Ja, aber wir sehen uns viel zu selten. Unsere Termine passen nicht zusammen, obwohl wir uns jedes Mal vornehmen, das zu ändern.
Wie sehen Sie heute Ihre Beziehung zu Julia Roberts, die kurz vor der Hochzeit zerbrach?
Im Grunde hatten wir zwei tolle Jahre. Wir haben uns respektiert und unterstützt. Aber der ganze Medienrummel und unsere Unerfahrenheit damit zerstörte vieles. Wir haben es nicht geschafft, uns abzugrenzen.
Hinter Ihnen liegt ein wildes Leben: Drogen, Frauen, ein paar Skandale - sind Sie inzwischen erwachsener geworden?
Klar. Früher habe ich bei Stress erst richtig aufgedreht, bin auf Partys gegangen, habe getrunken und versucht, mich abzulenken. Heute fahre ich einen Gang runter, das ist effektiver. Alles in allem war's eine gute Zeit. Ich habe mich prächtig amüsiert.
Was brachte Ihnen der Erfolg von "24"?
Neue Projekte und Herausforderungen. Noch in diesem Jahr kommt zum Beispiel der Thriller "Talking Lives" ins Kino, in dem ich neben Angelina Jolie spiele. Man könnte sagen, ich bin wieder gefragt.

 

 

© Luin März. 2004