Wilder Rebell ganz sanft
Kiefer Sutherland hat für den Erfolg der TV-Serie „24“ hart gearbeitet. Hinter ihm liegt eine Zeit privater Exzesse
Ein Freeway in Los Angeles: Wie eine träge dahinströmende Flut rollen tausende von Autos über die zwölfspurige Brücke. Zwischen den Pfeilern eine Kolonne von Trucks, gruppiert um Kräne, Komparsen und Kameras. Hier entsteht die dritte Staffel der Erfolgsserie „24“. Unter einem improvisierten Sonnendach sitzt Kiefer Sutherland, 36. Der Star aus „Flatliners“ und „Nicht auflegen“ ist sichtlich geschlaucht. Die Beine hoch auf einem Klapptisch, in der Hand ein Glas Eistee. „Mein Job ist fast so mörderisch wie der von Jack Bauer“, erklärt er mit vor Müdigkeit krächzender Stimme.
Er meint damit die Rolle, die ihn zum Golden-Globe-prämierten TV-Star machte. Als Jack Bauer spielt Sutherland einen Anti-Terror-Spedzialisten. Dessen Aufgabe ist es, innerhalb von 24 Stunden Katastrophen zu verhindern, die ihn, seine Familie und sein Land bedrohen. Diese 24 Stunden erleben die Zuschauer Minute für Minute mit, in 24 Folgen à einer Stunde. Seit letzter Woche läuft „24“ in Deutschland: dienstags, freitags und sonntags auf RTL II. Immer zwei Folgen hintereinander. Drei Millionen Menschen sahen die erste Folge, ein Riesenerfolg.
Ein Kinostar als Serienheld im Fernsehen – für viele Schauspieler kommt das einem Abstieg gleich. Das weiß auch Sutherland: „Warum ich die TV-Rolle angenommen habe? Ich danke, das hat mit meinem Vater zu tun. Der hat sich nie von Risiken abschrecken lassen.“ Er ist seinem berühmten Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Hollywood-Veteran Donald Sutherland, 68, ist das große Vorbild seines Sohnes – zumindest, was die Schauspielerei betrifft: „Ich bewundere ihn, er inspiriert mich.“ Als Vaterfigur aber suchte er sich lieber andere Vorbilder. Donald Sutherland verließ Kiefers Mutter Shirley Douglas, als sein Sohn vier Jahre alt war. „Ich versuche, daraus für mein eigenes Leben zu lernen – mit meiner Tochter Sarah verbringe ich so viel Zeit wie möglich.“
Ein intaktes Elternhaus konnte Kiefer Sutherland seiner inzwischen 15-jährigen Tochter trotz der eigenen Kindheitserfahrungen nicht bieten. Sutherland war erst 20, als er die 14 Jahre ältere Schauspielkollegin Camelia Kath, Sarahs Mutter, heiratete. 1990 dann die Scheidung. Kiefer wollte frei sein für seine große Liebe Julia Roberts. Doch das Traumpaar trennte sich 1991 – nur wenige Tage vor der geplanten Hochzeit. Auch seine zweite Ehe mit dem Model Kelly Winn scheiterte vor drei Jahren. „Ich wünschte, ich wäre in meinen Beziehungen so erfolgreich gewesen wie in meinem Beruf“, klagt er heute.
Ausgelassen hat der Filmstar wenig – nicht nur wegen seiner Frauengeschichten geriet er immer wieder in die Schlagzeilen. Aber die wilden Zeiten scheinen vorbei zu sein: „Von meinen Tagen voller wildem Sex, Drogen und Rock ´n´ Roll ist nur noch Rock ´n´ Roll übrig geblieben“, lacht Sutherland laut. Ernst fügt er hinzu: „Wir alle machen Fehler. Entscheidend dabei ist, das Beste daraus zu machen. Ich will nicht weise klingen, aber ich versuche, jeden Tag ein wenig klüger zu werden.“ Und dann muss er doch wieder grinsen: „Aber das haben Versuche so an sich – ein Großteil davon geht in die Hose.“
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© Maggi März 2004/Der Text wurde mit ganz herzlichem Dank von Sabine zur Verfügung gestellt.
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